In der Schweizer Fahrradbranche herrscht Katerstimmung. Nach einem markanten Anstieg der Verkäufe während der Corona-Pandemie gingen die Verkäufe wieder auf das Niveau vor der Corona-Krise zurück.
Für die meisten Firmen und Privaten war die Corona-Krise eine schreckliche Zeit. Millionen von Menschen starben, Abermillionen wurden isoliert, viele dadurch traumatisiert, doch ein paar wenige haben sogar von der Krise profitiert. In der Sportbranche konnten alle Produkte von einem massiven Zuwachs profitieren, die für eine isolierte individualisierte Ausübung des Sportes stehen wie z.B. Tourenski, Langlaufski, Schneeschuhe und natürlich Fahrräder und Ebikes. Es ist leicht nachvollziehbar, dass sich die Pendler lieber aufs Rad schwangen als zusammen mit verseuchten Menschen im öffentlichen Verkehr unterwegs zu sein. Beim Skitourengehen oder Langlaufen befindet man sich alleine auf der Loipe oder in einer kleinen Gruppe auf dem Berg, was einem Anstehen in der Masse vor dem Skilift und der Fahrt in einer Gondel zusammen gepfercht mit anderen Menschen, die versucht sein könnten, vorzuziehen ist.
Gekonntes Management in der Seuchenzeit fehlt
Es ist im Nachhinein natürlich immer leicht, Dinge zu kritisieren und alles besser zu wissen, aber es müssen ja in der Sport- und Fahrradbranche offensichtlich Fehler gemacht worden sein, sonst wären einige Turbulenzen vermieden worden. Vor allem scheint es im Rückblick, als hätten die Hersteller wir im Rausch produziert, ohne dabei den Fall zu überlegen, was passiert, wenn die Seuche plötzlich verschwindet und der Hipe plötzlich endet. Genau das aber ist passiert, dieser Fall ist tatsächlich eingetreten. So überraschend die Seuche kam, so überraschend ist sie verschwunden. Das plötzlich abrupte Ende der Seuche und der Bedrohung durch den Virus veränderten massiv das Kaufverhalten der Konsumenten weltweit. Der Kaufrausch ging so rasch zurück, wie er angestiegen war. In seinem besten Jahr, 2022, wurden alleine in der Schweiz 218’730 E-Bikes verkauft. Das waren bald einmal 100’000 mehr E-Bikes als vor der Corona-Krise, waren 2019 doch 133’033 E-Bikes verkauft worden. Nachdem nun die Krise abrupt endet, stehen Hersteller wie Händler plötzlich vor übervollen Lagern, da die Nachfrage plötzlich abbricht und nicht mehr der Produktion und Händlerbestellungen entspricht wie während der Corona-Krise. Nun will niemand mehr E-Bikes kaufen, weshalb die Händlerlager über die Massen voll bleiben und die Hersteller ihre neuen E-Bikes nicht mehr los werden. Wenn man natürlich auf der Grundlage des Vorjahres produziert, ist das natürlich im Jahre 2023 verheerend, denn 2023 wurden rund 50’000 E-Bikes weniger verkauft, d.h. man hatte alleine für die Schweiz 50’000 zu viel produziert. 2024 wurden sogar nur noch 151’772 E-Bikes verkauft, was einem weiteren Rückgang von rund 13% entspricht bzw. einen Rückgang von rund 40% vom Spitzenjahr 2022 aus betrachtet. Hätte die Fahrradindustrie vielleicht etwas weniger euphorisch planen sollen und gar können oder gar müssen? Im Nachhinein wirkt es schon ein wenig so, als wäre man wie im Rausch am Produzieren gewesen und hatte dabei vergessen, darauf zu achten, was passiert, wenn die Nachfrage plötzlich wegbricht. Insbesondere diese besonders gespannte Lage hat zum Konkurs der Marke Simplon und zum Ende der Marke Flyer in der Schweiz geführt.
Ende des Abwärtstrends in Sicht?
Aus rechnerischer Sicht kann man die Frage klar mit „Ja“ beantworten. Der Abwärtstrend hat sich stark abgeschwächt und man kann fast erwarten, dass sich der Verkauf der E-Bikes auf dem Niveau vor der Corona-Krise stabilisiert hat. Doch das scheint nicht ganz so, denn die Verunsicherungen durch die internationale Politik als da wären Ukrainekrieg und massive Inflation als Folge als auch die neue amerikanische Politik unter Donald Trump, welche die Konsumenten auf der ganzen Welt und Europa verunsichern, sorgen für eine zunehmende Zurückhaltung der Konsumenten bei Ausgaben, die insbesondere auch die Freizeit betreffen. Aus heutiger Sicht kann man davon ausgehen, dass der E-Bike-Verkauf wieder an das Niveau vor der Corona-Krise anschliesst, das aber ein leichter Abschlag mit eingerechnet werden kann oder muss und eine Zunahme vorerst nicht wahrscheinlich scheint. Für die Käufer von E-Bikes bedeutet dies, dass sie vorerst immer noch von Vorzugspreisen profitieren können, wenngleich auch nicht mehr in dem massiven Ausmass wir vor einem Jahr. Die Branche muss nun vor allem durch Innovationen überzeugen, will sie den Verkauf wieder steigern.
