Die letzten Zeilen der Flyer-Geschichte in der Schweiz sind endgültig geschrieben. die Marke "Flyer", welche den E-Bike-Boom in der Schweiz begründet hat, steht vor dem Aus. Das Werk in Huttwil soll geschlossen werden, die Belegschaft entlassen. die Produktion wird ins Ausland verlagert.
Irgendwie erstaunt mich diese Entwicklung nicht. Die Geschichte oder vielbesser das Märchen, das von Flyer erzählt wird, ist eben nur ein Märchen. Diese angebliche Erfolgsgeschichte war nur während eines kurzen Zeitraumes eine Erfolgsgeschichte, zum grösseren Teil war es ein ewiges Auf und Ab und ein steter harter Überlebenskampf. Als Ende der 90er Jahre unter der BKTech AG E-Bikes herausgegeben wurden, wollte sie keiner haben. Kein Wunder, sie waren hässlich und man verstand den Zweck nicht. Nur politisch grün Angehauchte waren dafür offen. Die Folge war der Konkurs von Flyer bzw. dessen Aktiengesellschaft. Kurt Schärt, der die BKTech AG geleitet hatte, übernahm die Aktiven der Firma und gründete neu die Biketec AG. Anfangs der 2000er Jahr lancierte Flyer die C-Serie als Tiefeinsteiger mit Schwanenhals-Rahmen und Panasonic-Motor. Dieses Modell und die Konzeption mit dem Panasonic-Motor brachte den Durchbruch. Das Modell war erstmals ansehnlich und sprach eine ältere Kundschaft, die dank des Tiefeinsteigers überhaupt aufsitzen konnten und den Vorteil der leisen Motorenunterstützung echt nutzen. Mit dieser Lancierung begann die Erfolgsgeschichte. Während rund 10 Jahren konnte Flyer einen echten E-Bike-Boom auslösen und erleben. Entsprechend seiner Vorreiterrolle war Flyer zu seiner „Blütezeit“ auch der unangefochtene Marktführer.
Der Erfolg machte arrogant und blind
Der Erfolg des „neuen“ Flyer scheffelte Millionen in die Kassen des Unternehmens. Man war bekannt und geschätzt im ganzen Land und der Chef konnte sich als König fühlen. Doch genau diese Rolle wurde Flyer auch zum Verhängnis. Denn auch mit Erfolg muss man umgehen können, man kann sich eben nicht wie ein König benehmen und alle guten Ratschläge in den Wind schlagen. Doch genau so benahm sich die Chefetage bei Flyer. Immer wieder hörte ich von anderen Produzenten, Designern und Machern aus der Fahrradbranche, dass alle guten Ideen, die man einbringen wollte und die man an die Chefetage herantrug, verspottet und abgetan wurden. Flyer hatte es quasi gar nicht mehr nötig. Man sich naiverweise als unbesiegbar und bemerkte gar nicht, wie Jahr für Jahr insbesondere auch die ausländische Konkurrenz immer stärker wurde und langsam begann, Flyer den Rang abzulaufen. Insbesondere deutsche Marken hatten nicht vor, sich von Flyer den profitablen Markt vorenthalten zu lassen.
Der Absturz kam prompt
Es ist unternehmerisch gesehen eine ganz dumme Idee, sich an den Erfolg zu gewöhnen. Man wird faul und bringt keine echten Innovationen mehr hervor, weil man denkt, man sei eh unschlagbar und prompt wird man von der Konkurrenz überholt. Während Flyer sein stets gleiches Süppchen mit den Panasonic-Motoren kochte, lieferten Marken wie z.B. die deutsche Marke Haibike schon beachtliche E-Mountainbikes mit echt starkem Design und neuen Motorenanbietern. Als die deutsche Stiftung Warentest 2013 den C-Flyer als „mangelhaft“ bewertete, kam es zum Masseneinbruch beim Absatz insbesondere in Deutschland und einem Millionenschaden, der dem Unternehmen eigentlich bereits damals das Genick brach. Dank fremden Geldgebern konnte das Unternehmen gerettet werden und ein Konkurs vermieden, doch sein Schicksal war eigentlich schon damals besiegelt.
Ein aus auf Raten
Leider hatte man aus dem massiven Einbruch nicht wirklich viel gelernt. Kurt Schär musste wegen der Krise gehen, er hatte ja schon einmal einen Konkurs von Flyer zu verantworten. Doch das Nachfolgemanagement war nicht wirklich besser. Nebst der Arroganz war nun noch Aggressivität gegenüber der Presse dazu gekommen und insbesondere gegenüber ehrlichen Pressemenschen. So wurde ich als Herausgeber des E-Bike Guide und Sportguide geradezu zensiert, die Presse bzw. die kritische Presse sollte nun die Fehler des Managements von damals büssen. Fragte ich an, ob ich das eine oder andere Modell testen könne, hatte man 1001 ausreden, weshalb es nicht möglich sei. Man versuchte meine Arbeit zu sabotieren und mir zu schaden als Rache für die ehrliche Auseinandersetzung mit der Realität von Flyer? Plötzlich wurden mir E-Bikes nicht mehr zum Testen zur Verfügung gestellt. Nur, diese saudumme Kriegshaltung und dieses Verhalten, das an Diktatoren erinnerte, konnte Flyer nicht nützen sondern nur schaden, denn man verlor damit wichtige Unterstützer. Was viele Managerinnen und Manager in der Schweiz bis heute nicht verstehen, ist die Tatsache, dass der Support durch die Publikums- als auch die Fachpresse wichtig und bedeutsam ist für den eigenen Erfolg ist. Weil sie aufgrund Ihres zu hohen Salärs denken, sie seien die Könige im Land und können sich alles erlauben und können jeden schlecht behandeln, wenn sie Lust dazu haben, ist ein ausgewiesener Beweis von massloser Dummheit, mangelnden professionellen Management und schier grenzenlosen Unfähigkeit, aus eigener Arbeit Erfolg zu generieren. Der Grossteil der Schweizer Managerinnen und Manager sind nur feige Mitläufer ohne Innovationskraft und Authentizität. Das sieht man auch bei Flyer wieder. Die Schweiz hat zu viele Idioten und Schmarotzer, die Manager spielen und in Wahrheit echte Versager sind. Bereits die Uhrenindustrie in der Schweiz musste in den 70er/80er Jahren von einem Ausländer gerettet werden – Nicolas Hayek aus dem Libanon, der sich über die masslose Arroganz der Schweizer schon damals aufregte -, weil man die Entwicklung verschlief. Bei Flyer versuchte man ab 2015 wieder Boden gut zu machen, indem man neue zeitgemässe Modelle auf den Markt brachte, doch der Zug war bereits abgefahren, man konnte nur noch hinterherfahren oder besser gesagt hinterher hinken. Der einstige mächtige Marktführer verkam deshalb alsbald zur kleinen unbedeutenden Nischenmarke. Das Ansehen von einst war verloren. Im Zuge dieser Entwicklung wurde Flyer 2017 an die deutsche Zweirad Einkaufs Gemeinschaft aus Köln, kurz ZEG, verkauft. Auch das war natürlich kein Segen, denn für die ZEG war Flyer eine von verschiedenen Marken. Hier gab es keine patriotischen Gefühle, keine emotionale Bindung. Im Zuge der aktuellen negativen Nachwirkungen der Corona-Pandemie in der Fahrradbranche, die mit einer gesunkenen Nachfrage und übervollen Lagern zu kämpfen hat, kam es seit 2023 zu einem erneuten Absatzeinbruch bei Flyer. Das Management bei ZEG hat deshalb kurzfristig entschlossen, die Reissleine zu ziehen, das Werk in der Schweiz zu schliessen und angeblich 155 von 170 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu entlassen. Damit geht die Geschichte von Flyer in der Schweiz endgültig zu Ende. Man hat es vonseiten Schweizer Managerinnen und Manager wieder einmal verstanden, eine Schweizer Unternehmensgeschichte zu Grabe zu tragen. Grund dafür sind masslose Dummheit und Arroganz und Ignoranz. Bitte schön! Der Tod von Flyer in der Schweiz ist nun das Resultat eurer schlechten Arbeit und eurer miesen selbstsüchtigen Einstellung!
3 Gedanken zu „Die E-Bike-Marke „Flyer“ in der Schweiz ist Geschichte“
Hhm, das erste in (Klein?) Serie hergestellte E-Velo war ja der „Flyer“, der viele Jahre später noch „Classic“ angehängt bekam. Jedoch ging BKTech nicht unbedingt wegen „wollte sie keiner haben“ in den Konkurs, sondern weil das Nachfolgemodell „Flyer F“ Probleme hatte. Etwa jeder zweite „Flyer F“ ging wegen Mängel an den Hersteller zurück (ob Elektronik, Motor oder gar beides weiss ich leider nicht mehr).
Gruss
Nico
Du hast alles wieder einmal treffend auf den Punkt gebracht Rolf (-;
Grüße aus Andalusien,
Thomas
Hallo Thomas
Schön wieder einmal etwas von Dir zu hören!
Rolf