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Trek Powerfly LT: Neue Enduromodelle

Überraschendes Sesselrücken beim Schweizer E-Bike Hersteller Flyer

Gerade erreicht uns heute Freitag Nachmittag die Meldung, dass per nächsten Montag Andreas Kessler (siehe Bild) die Führung der Biketec AG in Huttwil übernimmt, nachdem der bisherige CEO Simon Lehmann das Unternehmen „auf eigenen Wunsch per sofort verlässt“, so heisst gemäss Pressemitteilung. Es heisst in der Mitteilung weiter „Der Verwaltungsrat bedauert diesen Entschluss. «Wir danken Simon Lehmann für sein Engagement und die neuen Ideen, die er in die Biketec AG eingebracht hat», sagt Franz Studer, Verwaltungsratspräsident der Biketec AG. Als interimistischen CEO hat der Verwaltungsrat Andreas Kessler ernannt. «Andreas Kessler hat langjährige Führungserfahrung in Unternehmen der Sport- und Konsumgüterbranche. Wir sind überzeugt, dass er die ideale Besetzung ist, bis die Nachfolge definitiv geklärt ist», so Franz Studer.“

Der Abgang ist überraschend – ein Rauswurf?
Der Abgang von Simon Lehmann kommt völlig überraschend. Simon Lehmann hat den Schweizer E-Bike Hersteller in den letzten zwei Jahren tatkräftig umgebaut und ummodelliert. Er, der aus der Reisebranche stammte, war eine klare Bereicherung für den Elektrofahrrad-Hersteller in kreativer Hinsicht. Der plötzliche Abgang sieht nach einem Rauswurf aus, vielleicht hat aber auch er die Reissleine gezogen. Die diversen Personalwechsel in der Chefetage der Biketec AG bestätigen, dass sich das Unternehmen noch immer im Umbruch befindet.

Simon Lehmann muss man auf jeden Fall Tatendrang, Energie und Kreativität zuschreiben. Unter seiner Führung wurde die gesamte Modellpalette der Marke Flyer überarbeitet, modernisiert und gestrafft. Flyer hat sich klar nach vorne bewegt, was seine Modelle anbelangt. Im Februar dieses Jahres wurden wir darüber verständigt, dass das Schweizer Unternehmen seinen holländischen Vertriebspartner Amazing Wheels gekauft hatte, um stärker in den Benelux-Staaten vertreten zu sein und seine Marktposition dort stärker auszubauen, was für den Ehrgeiz und die Expansionsfreude des Schweizer Herstellers unter der Führung von Simon Lehmann spricht. Offenbar steht das Unternehmen immer noch unter einem grossen Druck, dafür sprechen die massiven Veränderungen, die das Unternehmen in den vergangenen zwei Jahren erfahren hat. Und man kann sich gut vorstellen, dass man sich in der Führungsetage nicht immer einig darüber war, wie es erfolgreich in die Zukunft gehen könnte, schliesslich hat sich der gesamte Fahrrad-Markt in der Schweiz in den vergangenen Jahren sehr zum Negativen verändert. Man gewinnt den Eindruck, dass es im Management zum Knatsch kam und Simon Lehmann das Unternehmen nun Knall auf Fall verlässt.

Andreas Kessler
Mit Andreas Kessler setzt der Verwaltungsrat für den Übergang einen erfahrenen Manager aus der Sport- und Outdoorbranche auf den Chefsessel des Elektrobikeherstellers, bis der neue CEO definitiv gefunden ist. Andreas Kessler begann seine Karriere bei Unilever, arbeitete später für die Swatch Group und Rado, wurde 2012 CEO bei Odlo und danach Chief Sales Officers (CSO) bei der Mammut Sports Group. Er bringt keine Erfahrung aus der Fahrradbranche mit, aber ein fundiertes Wissen und Erfahrung aus dem Management der Sport- und Outdoorbranche.

 

Jetzt werden E-Bikes sexy!

Nun mischt sich auch noch das Vorzeigelabel Playboy unter die E-Bike-Macher. In Kürze gibt es eine Sonderedition des Modells Turbo S der Marke Specialized. Die edlen E-Bikes sind mit dem Logo von Playboy verziert, das Design wurde entsprechend sexy in Schwarz-Gold gehalten. Die Spezialedition ist auf 40 Stück limitiert und nur bei wenigen Händlern erhältlich. Gezeigt wird das Bike erstmals öffentlich an der Berliner Fahrradschau (Stand H3-A03) am Samstag, den 19.03.2016, um 16.00 Uhr. Insbesondere für bekennende Playboy-Liebhaber ist das gute Stück ein Muss! Das Speed-Pedelec (45 km/h) vermag zudem mit der neuen 691 Wh-Batterie mit ANT+/Bluetooth-Funktion, die kompatibel ist mit der Specialized Misson Control App für die Streckenplanung und Navigation, Shimano XT-Schaltung und Scheibenbremsen zu überzeugen. Optional sind Gepäckträger und Schutzbleche erhältlich.

E-Bike-Absatz: Ist der Zenit erreicht?

Die Boom-Jahre der E-Bike-Verkäufe scheinen, vorbei zu sein. In den vergangenen 10 Jahren hat sich der Markt der E-Bikes ver-x-facht. Wie geht es weiter?

von Rolf Fleckenstein

Die goldenen Zeiten des E-Bike-Verkaufes scheinen vorüber zu sein, die Goldgräberstimmung scheint der Ernüchterung gewichen. Die Euphorie ist im Nachhinein verständlich. Jammern ist Volkssport in der Schweiz, so auch in der Schweizer Fahrradbranche. Doch in den vergangenen Jahren gab das E-Bike Auftrieb. Zwischen 2006 und 2009 verdoppelte sich die Absatzmenge der E-Bikes jährlich. Von solchen Zuwachsraten träumen andere Branchen. Es konnte wirklich gutes Geld verdient werden. Lange Zeit konnte der Vorreiter „Flyer“ mit einem Marktanteil von 80% leben und das grosse Geld einstreichen, bis die Konkurrenz endlich den Markt entdeckte und der Marke aus Huttwil das Leben schwer machte, so schwer, dass Investoren einsteigen mussten und die alten Macher gehen mussten. Heute stehen Konsumenten vor der Qual der Wahl. Zahllose Marken, hochwertige Konzepte, tolle Designs zu immer attraktiveren Preisen, was will man mehr. Zahlreiche Marken jammern zu Recht nach dem Frankenschock 2015 und 2011 über die verloren gegangene Marge, die den Importeuren und Herstellern fehlt. Und das dies wichtig ist, beweisen Beinahe-Konkurse und Konkurse von etablierten und fähigen Fahrradmarken, die mit immer weniger Marge und immer stärker werdendem Konkurrenzdruck kaum oder gar nicht mehr leben können.

Ist der Zenit erreicht?
Ist der Zenit erreicht? Die Hersteller und Händler träumen von weiteren Absatzrekorden, auch wenn in der Schweiz die Marke von 50’000 abgesetzten E-Bikes pro Jahr schon beachtlich ist. Dabei darf man jedoch nicht den Hintergrund ausser Acht lassen, schliesslich handelt es sich um eine Verlagerung des Marktes. Über alle Fahrradkategorien betrachtet, bleibt die Absatzmenge in der Schweiz von rund 320’000 – 350’000 Fahrrädern pro Jahr seit 2007 in etwa gleich, jedoch greifen immer mehr Konsumenten zum E-Bike und lassen dafür das City-Bike oder das Mountainbike stehen. Aus diesem Grund ist ein neuer Höhenflug nur im beschränktem Rahmen möglich. Die Zahlen 2015 sind noch nicht offiziell, es heisst aber, dass 2015 ein gutes Verkaufsjahr war, dem schönen Wetter und den günstigeren Preisen sei dank.

Das E-Bike ist heute auch im Fahrradhandel voll etabliert und behauptet sich mit bald einmal 20% stark beim Fahrradverkauf. Solange nicht neue Technologien, neue Gesetzgebungen oder andere Faktoren den Markt verändern, werden die Zuwachsraten nur noch im relativ geringen Umfang wachsen oder auch wieder einmal zurückgehen. Wer die Statistiken von Velosuisse (www.velosuisse.ch) betrachtet, wird zum Schluss kommen, es ist noch Luft nach oben, aber die Luft wird dünner, und welche Marke noch Geld mit dem Geschäft verdient, steht auf einem ganz anderen Blatt. Gewisse Bereinigungen im Markt haben begonnen, weitere werden folgen, der Markt bleibt in Bewegung, und das macht es für die E-Bike-Fahrerinnen und -fahrer spannend.

nam:e – ein Konzept für die Rahmenproduktion in Deutschland

Wenn es ein grosses Problem in der Fahrradindustrie in Europa gibt, dann die Abhängigkeit vom asiatischen Markt als Zulieferer und die gewohnten Lieferengpässe. Gerade in einem hart umkämpften Markt können und wollen es sich Hersteller nicht leisten, in die Situation zu kommen, nicht produzieren und liefern zu können, weil Bestandteile des E-Bikes aus Asien noch nicht geliefert werden konnten. Damit verärgert man Kunden und verliert schlicht und ergreifend Geld.

Storck präsentierte anlässlich der Eurobike 2015 ihr Konzept „nam:e – E-Bike made in Germany“. Zusammen mit den Projektpartnern Rehau und dem Institut für Leichtbau und Kunststofftechnik (ILK) der Technischen Universität Dresden entwickelten sie ein E-Bike Konzept, das es möglichen machen soll, die Rahmen in Deutschland zu produzieren. Kernstück des Projektes ist ein modularer Rahmen aus Verbundmaterialien, der bis zu 280 kg belastbar ist. Das von Rehau entwickelte Verfahren zur Verarbeitung von Hochleistungs-Composite kann in Deutschland bei der industriellen Serienproduktion angewendet werden. Der „nam:e“ ist zu 100% recyclebar und umweltfreundlich.

Wenn die Umsetzung des Konzeptes gelänge, würden vielleicht in Zukunft auch etwas weniger Container aus Asien verschifft, um zig tausend Rahmen über die halbe Welt nach Europa zu transportieren, was natürlich ein Beitrag zur Umwelt wäre. Leider ist es bei Konzepten immer so eine Sache. Was daraus wird, ist immer ‚was ganz anderes. 2012 haben wir über das Konzept „Voltist“ von Storck berichtet, ein E-Bike-Rennrad-Konzept mit einem ultra-futuristischen Rahmen. Leider haben wir bis heute nie mehr etwas davon gehört. Ich hoffe, dass dies bei der Idee bzw. dem Konzept „nam:e“ anders läuft.

HNF: Neue E-Bike-Marke eines alten E-Bike-Hasen

Nach dem unglücklichen Ende von Grace will der innovative Gründer es wieder wissen und startet mit seiner neuen Marke HNF Heisenberg 2016 nochmals durch.

Den Namen Michael Hecken werden wohl nicht viele kennen, die Marke Grace jedoch schon. Dabei ist Michael Hecken der Gründer der Marke Grace mit den schönen und einzigartigen Modellen, die Ende 2014 in Konkurs geraten war. Wir haben in unserem Artikel „Die Zukunft von Grace wird neu geschrieben“ darüber berichtet. Nun meldet sich der deutsche E-Bike-Entwickler mit dem neuen Label „HNF Heisenberg“ zurück – HNF steht für Hecken Nikolai & Friends. Nikolai war auch bei Grace für die Rahmenentwicklung verantwortlich. Deshalb wirkt die Optik der 8 Modelle ähnlich edel und sec wie diejenige der früheren Grace-Modelle. Hecken hatte keine Freude am Konkurs, den er dem früheren Mifa-Management zuschreibt. Vier Monate hatte er Zeit, die Fahrrad-Branche sausen zu lassen oder es wieder zu versuchen und offenbar ist er ein Steh-auf-Männchen, der nicht so schnell klein zu kriegen ist, und das nenne ich die richtige Einstellung zum Leben.

XF1 sticht mit BMWi Triebsatzschwingen-Technik hervor
Dabei sticht das Modell HNF Heisenberg XF1, das einzige Fully der HNF-Palette, aus dem Programm hervor. Das verdankt das Modell natürlich der einzigartigen Optik um die Hinterradfederung. Innovativ ist die von der BMW Forschungs- und Entwicklungsabteilung entwickelte BMWi Triebsatzschwingen-Technik, die es ermöglicht, dass die Riemenlänge des Karbonriemens trotz der Bewegung des Hinterrades gleich bleibt. Erst dadurch konnte der wartungsfreie Riemenantrieb mit der Hinterradfederung kombiniert werden. Der aus Karbonfasern gefertigte Riemen soll echt wartungsfrei sein. Karlheinz Nicolai hat die Triebsatzschwingen-Technik für das HNF XF1 umgesetzt. Das E-Bike besticht denn mit hochwertigen Komponenten und Bestandteilen. Das auf 30 Stück limitierte Modell gibt’s als 25 km/h- und 45 km/h-Version ab 8’345 Euro. Auf die Frage nach der Höhe des Preises erklärte mir Michael hecken, dass sie die Rahmen von Hand in Deutschland fertigen. Die Rahmen der anderen Modelle stammen (wie diejenigen der meisten Bikes und E-Bikes) aus Asien und ermöglichen deutlich tiefere Verkaufspreise.

Direktvertrieb, Leasing
Nicht nur die Modelle sind neu, auch das Vertriebskonzept wurde überdacht. Neu ist zum einen sicherlich der Direktvertrieb des Herstellers zum geschäftlichen oder privaten Kunden. Auch ein Leasingangebot findet sich auf der Homepage der neuen Marke. Man will bei HNF offensichtlich auch neue Wege gehen und das ist zukunftsorientiert. Auch in der Schweiz soll ein neuer Geschäftspartner gefunden sein, der die E-Bikes von HNF Heisenberg Schweizer Kundinnen und Kunden anbieten wird. Ich hoffe, wir werden dann bald eines testen können.

Die Zukunft von Grace wird neu geschrieben

Die E-Bike-Branche ist eine relativ junge Branche, entsprechend turbulent geht es zu und her, E-Bike-Marken und E-Bike-Konzepte werden mit viel Euphorie auf den Markt geworfen und verschwinden plötzlich klang- und sanglos, ohne dass jemand weiss, was geschehen ist. Auch Grace gehörte bis zum letzten Jahr zu den hoffungsvollen Talenten, bis die Herstellerfirma in den Konkurs schlitterte. Wir haben uns mit dem Retter der Firma, Heinrich von Nathusius, unterhalten, wie es um die Zukunft von Grace und den anderen Marken bestellt ist.

Erst einmal muss die edle Einstellung von Heinrich von Nathusius gelobt werden, die im Herbst 2014 in Konkurs geratene Firma, die Mifa Mitteldeutsche Fahrradwerke AG, aus der Insolvenz zu übernehmen, damit die zahlreichen Arbeitsplätze gerettet werden und die Leute nicht plötzlich auf der Strasse stehen, sehr nobel Herr von Nathusius! Der Familie von Nathusius ist dies möglich, schliesslich ist sie seit Jahrzehnten erfolgreich mit ihrer Firma IFA Rotorion als Zulieferer der Automobilindustrie tätig, „kein Mercedes ohne unsere Kardanwelle“ lobt Herr von Nathusius sein Unternehmen zurecht stolz.

Neue Grace-Modelle 2016 in der Pipeline
Aufgrund des Konkurses war eine Modellpalette 2015 für die Marke Grace nicht möglich. Nun ist das Unternehmen daran, die zuständigen Leute zu suchen, zu finden und für deren Aufgaben einzuteilen. Dabei sucht man u.a. Productmanager für den Fachhandelsbereich und organisiert sich neu. Gleichzeitig werden neue Produkte entwickelt. Als wichtigste Neuentwicklung nennt Heinrich von Nathusius im Gespräch das „kettenlose Ebike“. Was er damit meint, ist noch unklar, Antriebe mit Riemen oder Kardanantrieb, man weiss es nicht. An der Euro 2015 werden die Modelle 2016 denn auch präsentiert.

Die „Smart“-Story
Gemäss Darstellung von Herrn Nathusius hatte Daimler für die Herstellung des Smart-E-Bikes die Fertigungsschritte vorgegeben, was dazu führte, dass das E-Bike teuer wurde, was für die Vermarktung wiederum schwierig war. Dieser Darstellung muss entgegnet oder angefügt werden, dass für den Misserfolg der Smart-E-Bikes auch der kleine Vertriebsweg ausschliesslich über die Smart-Filialen und auch die meiner Meinung nach unkomfortable Geometrie des E-Bikes verantwortlich waren. Auch eine mangelhafte Kommunikation bei Smart war hier nicht förderlich. Das Management wollte Autos verkaufen und nicht E-Bikes, die von den zuständigen Personen bei Smart offensichtlich als Fremdkörper angesehen wurden. Gerüchteweise hörte man auch, dass gerade der Smart-Auftrag es war, der dem Unternehmen das Genick brach. Dem widersprach von Nathusius: „Die Mifa Mitteldeutsche Fahrradwerke AG hatte die letzten 7-8 Jahren darunter gelitten, dass es Finanzspekulationen zum Opfer fiel, das Kostencontrolling völlig mangelhaft war und das Unternehmen ohne Nachhaltigkeit geführt worden war.“ Das Konzept von Smart wurde nun überarbeitet und Daimler wurden Vorschläge präsentiert, die definitive Lösung ist aber noch offen.

Grace hat eine Zukunft
Insgesamt darf man sagen, dass durch das Eingreifen von Herrn von Nathusius nach dem Niedergang wieder Aufbruchsstimmung herrscht und man die Zukunft neu schreiben will. Dieser ehrliche Wille zweifelt niemand an. Wichtig wird es für Smart, Grace und auch Steppenwolf sein, dass Leute am Ruder des Unternehmens stehen, die eine grosse Erfahrung mit der Zweiradbranche aufweisen, denn die Fahrrad- und E-Bike-Branche tickt anders als die Automobilindustrie. Ein Mangel, den Grace und viele andere kleine Hersteller aufweisen, ist die kleine Palette. Mit vier E-Bikes, wovon nur drei Pedelecs, waren Grace-Kunden bis anhin beschränkt in ihrer Wahl, wollten sie der Marke denn auch treu bleiben. Bei diesem Innovationssturm, welche die Branche durchlebt, kommen jeden Tag neue Anbieter mit Topdesign und einzigartigen Ideen auf den Markt, da wird es wichtig sein, eine Spitzenpalette zu bieten, denn die Konkurrenz ist viel grösser als beispielsweise bei den Automobilen. Ich hoffe, das Management bei Grace nimmt meine gut gemeinten Worte etwas zu Herzen, damit die Zukunft denn auch goldig werde.

E-Bike-Leichtgewicht für Städter

Gleich auf Anhieb fällt das cleane Design auf, das gefällt, doch was steckt hinter diesem Coboc? Erst einmal ein paar Kumpels, die sich daran machten, ein E-Bike zu bauen, das sich vom Konzept grundsätzlich unterscheiden sollte. Es heisst Coboc.

von Rolf Fleckenstein

Was viele Hersteller machen, sich ein Antriebssystem sprich Elektromotor mit Steuerung und Akku und einen Rahmen mit Komponenten zu besorgen und zu einem E-Bike zusammenzubauen und damit den E-Bike-Markt mit demselben Konzept zu fluten, das wollten Pius Warken und David Horsch nicht auch noch machen. Und mit der Auswahl an den bestehenden E-Bikes waren sie auch nicht wirklich glücklich. „Ein E-Bike zu bauen so nach dem Motto „Hauptsache, das E-Bike fährt“, ist nichts für uns. Wir wollten ein puristisches E-Bike entwickeln, das gefällt, und einen eigenen Antrieb dazu herstellen“, so erklärt mir im Gespräch Pius Warken. Eine gute Portion Fahrradliebe, Innovationsgeist und technisches Know-how bildeten die Grundlage für die Entwicklung des eigenen E-Bikes. In enger Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für hybridelektrische Fahrzeuge des Karlsruher Instituts für Technologie entwickelten sie den Akku, die Elektronik und die Software ihres Coboc. Damit haben sich die jungen E-Bike-Bauer ein gutes Stück Unabhängigkeit von den Antriebsherstellern erkämpft.

Design ist wichtig
Nicht nur eine gut funktionierende Technologie ist wichtig, sondern zu einem entscheidenden Teil ein ansprechendes, einzigartiges Design. Das scheint mir auf dem Papier recht gut gelungen (ich habe das E-Bike in Natura noch nicht gesehen). Nach dem Motto „weniger ist mehr“, verzichtet das Coboc auf Vieles, was andere für selbstverständlich halten, wie z.B. ein Display zur Motorsteuerung, hier gilt „Ein“- und „Aus“-Schalter des Motors reicht, die Akkuladung ist dabei mit 4 eleganten blauen LED-Leuchten auf dem Oberrohr ablesbar. Der Akku wird zur Ladung nicht herausgenommen, sondern von unten am Oberrohr mit einem Stecker geladen, der mit einem Magnet fixiert wird, sehr elegant. Damit soll wohl auch verhindert werden, dass der Kunde zum Fahrradmechaniker verkommt und den Elektroservice durchführt. „Weniger ist mehr“ heisst zum einen, man hat weniger, das man einstellen kann, aber gleichzeitig auch weniger, das man bearbeiten muss. Es muss Spass machen und keinen unnötigen Aufwand bescheren.

Ein Leichtgewicht unter den E-Bikes
„Weniger ist mehr“ heisst aber auch weniger Gänge, weniger Schaltung, nämlich gar keine, denn der Coboc ist ein Eingänger oder „Single Speed“ auf gut Neudeutsch. „Die Motorenkraft ersetzt die Gangschaltung“ meint Pius Warken dazu und fährt fort „in der Stadt braucht man nicht mehr, ein Gang reicht völlig aus“. Der 250 Watt-Motor unterstützt denn serienmässig bis 25 km/h, mit der 500 Watt-Version auch bis 45 km/h. Wer überall an Komponenten spart, so weiss jeder Fahrradbauer, spart am Ende immens an Gewicht. Das Resultat lässt sich sehen: 13.9 kg Gesamtgewicht gemäss Hersteller. Das ist im Vergleich mit handelsüblichen E-Bikes, die immer um die 20 kg rumklotzen, ein Leichtgewicht. Das Coboc, dessen Rahmen aus dem Bahnradsport stammt, ist also ein E-Racer für den lifestyligen Städter.

Was die Zukunft bringt
Die erste limited Edition mit 100 Stück beweist Bodennähe, man träumt nicht von Wolkenkratzern, die man bauen will, sondern macht einen Schritt nach dem anderen. „Unser Ziel ist es, unsere Marke im Markt zu etablieren“ und dazu bauen die Jungunternehmer ihr Händlernetz Schritt für Schritt aus. Auch ein zweites Modell ist auf die Eurobike angekündigt. Wie viele Kunden sich dazu bewegen lassen, rund 5’000 Euro für dieses Designteil hinzublättern, das wird die Zukunft zeigen, doch die Sache hat Hand und Fuss und ist geprägt von hoher Innovation und gutem Geschmack und das lässt für die Zukunft Gutes vermuten.

Power-Motoren für E-Freeride kommen aus Österreich

Beim Stöbern durchs Internet auf der Suche nach Neuem zum Thema E-Bike stiess ich plötzlich auf die Seite www.easygoing.ch. Zwei Motorenkits zur Selbstmontage gab’s da zu sehen, die mit erstaunlichen 2400 – 3400 Watt Maximalleistung und rund 100 – 130 Nm Drehmoment aufwarteten. Ein Traum für Powerfreunde schien wahr geworden. Nach meiner Kontaktnahme meldete sich Michael Sailer bei mir, der diese „Wunderdinger“ in die Schweiz importiert. Unter anderem verriet er mir, dass der Hersteller in Österreich sitzt, den man unter www.ego-kits.com ausfindig machen kann. Hinter dem ganzen Werk steht Mario Preining als Founder dieser Idee. Dabei ging es ihm nicht um Profit oder um ein cleveres Geschäftsmodell, sondern darum, es Freeride-Freunden auch einmal zu ermöglichen, den Berg hinaufzufahren oder zu „bolzen“ und nicht darauf angewiesen zu sein, mit der Bahn oder einem Truck raufgefahren zu werden. Entstanden sind zwei absolute Powerkits, die dafür sorgen, dass die Freeride-Bikes mit bis zu 70 Sachen durchs Gelände und den Berg hinauf düsen, tolle Sache, echt Jungs! In der Schweiz bietet Michael Sailer die beiden Kits für CHF 3’300.00 bzw. CHF 4’400.00 an, das ist für das junge Publikum, das angesprochen werden soll, nicht ganz billig, weshalb er eine Preissenkung im Auge hat. Der Spass damit dürfte jedoch einmalig sein. Einen kleinen Haken hat die ganze Sache aber: Die Kits sind in der Schweiz nicht für den Strassenverkehr zugelassen und sind nur im privaten Gelände erlaubt, wer ihn trotzdem auf die Trails montiert, muss mit einem gewissen Bussenrisiko leben, aber wie heisst es so schön „no risk, no fun“, also entscheidet selber. Mario Preining denkt deshalb lautstark über eine Modellvariante für den Strassenverkehr nach, darauf sind wir jetzt schon echt gespannt! Wir konnten den Kit selbst noch nicht testen, sind aber sicher, dass er das Ultra-Spass-Tool ist. Den ersten Freeride-Contest mit den heissen Dingern haben die Jungs bereits durchgeführt, hier ein paar Bilder und Videos. Have fun!

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