8 Irrtümer zu E-Bike-Nachrüstsätzen

Von Thomas Herzog, Mitgründer und Geschäftsführer von Pendix

Velos mit elektrischem Rückenwind sind im Trend. Der Markt für E-Bikes ist einer der am stärksten wachsenden überhaupt. Allerdings sind die meisten Räder mit Elektrounterstützung reinrassige E-Bikes. Nur ein Bruchteil sind nachgerüstet: Viele Menschen wissen gar nicht, dass das möglich ist, andere trauen dem Nachrüsten nicht. Dabei kann es durchaus sinnvoll sein, sein altes, gutes Velo oder auch das neue Traum-Bike mit einem solchen Antrieb zu versehen. Meine Mitgründer und ich haben jahrelang E-Motoren für Autos entwickelt, jetzt haben wir auf Nachrüstmotoren für Velos umgesattelt. Wir haben mit Pendix einen wegweisenden Nachrüstantrieb entwickelt. Er ist seit Januar 2016 in der Schweiz auf dem Markt. Aber immer wieder stoßen wir auf verschiedene Vorurteile. Damit möchte ich hier einmal aufräumen.

EIN KOMPLETTES E-BIKE IST DOCH VIEL BESSER ALS SO EIN NACHRÜSTSATZ.
Im Zweifel stehen dann künftig zwei Velos im Keller. Mit einem Nachrüstsatz können Radler ihr geliebtes Fahrrad behalten und bezahlen wirklich nur die elektrische Aufrüstung, nicht auch noch Rahmen, Pedale und Räder vom neuen Komplett-E-Bike. Käufer von neuen Velos sind nicht auf das Segment E-Bike festgelegt, sondern können sich ihr Traumvelo völlig unabhängig aussuchen und dann eben nachrüsten. Geri Bugmann, Inhaber der Rasant GmbH, welche das Produkt in die Schweiz importiert: „Unsere Erfahrung zeigt, dass die meisten Kunden an ihrem Velo hängen und es lieber umbauen als es einfach auszutauschen. Die steigende Nachfrage nach unserem Produkt ist ein wunderbares Indiz dafür.“

NACHRÜSTSÄTZE SIND KLOBIG UND UNATTRAKTIV.
Der Markt der Nachrüstantriebe für Fahrräder ist noch verhältnismäßig neu, es gibt ganz verschiedene Ansätze. Klar, es gibt schwere und sperrige Exemplare. Aber inzwischen steht die Optik nicht mehr im Hintergrund. Ein Antrieb, der das Velo kaum beschwert und auch noch cool aussehen lässt, ist der Pendix eDrive. Er hat sogar schon einen Design-Preis gewonnen. Der Akku erinnert an eine Trinkflasche, die Bedienung ist einfach und intuitiv verständlich.

NACHRÜSTSÄTZE STÖREN BEIM TRETEN.
Das allgemeine Problem vieler E-Bikes ist, dass sie überwiegend nur mit elektrischer Unterstützung fahrbar sind und bei leerem Akku einen hohen Tretwiderstand haben. Im Gegensatz dazu hat unser Pendix-Antrieb fast keinen spürbaren Tretwiderstand im ausgeschalteten Zustand und kann deshalb auch wie ein normales Fahrrad genutzt werden. Schaltet man das System ein, dann unterstützt es so kraftvoll wie ein komplettes E-Bike.

NACHRÜSTSÄTZE SIND WAS FÜR BASTLER UND VOR ALLEM TECHNISCH NICHT AUSGEREIFT.
Es ist ein Irrglaube, dass E-Bikes einer höheren mechanischen Anforderung an Rahmen, Bremsen usw. unterliegen als normale Fahrräder. Lediglich der elektrische Antrieb muss spezielle Anforderungen erfüllen. Der Pendix wurde intensiven Prüfungen und Abnahmen unterzogen, die weit über die gesetzlichen Bestimmungen hinausgehen, um dem Händler und Endkunden ein sicheres System an die Hand zu geben. Der prominente E-Bike-Sachverständige Ernst Brust hat den Pendix getestet und ist überzeugt, dass Pendix eine sichere Alternative zum Komplett-E-Bike darstellt.

E-BIKE-AKKUS SIND GEFÄHRLICH.
Nicht nur Samsung hat mit Akku-Problemen bei seinen Smartphones zu kämpfen. Auch der Anbieter Sunstar musste seinen Nachrüstsatz-Akku gerade zurückrufen, weil er bei Feuchtigkeit plötzlich zu brennen anfing. Pendix hat intensive Langzeittests erfolgreich absolviert und sich sehr viel Zeit für die Konstruktion von Elektronik und Mechanik genommen. Nicht umsonst wurde er von erfahrenen Ingenieuren entwickelt. Wirklich, nicht alle Akkus gehen jetzt in die Luft. Wir benutzen ja auch weiterhin ein Smartphone, oder?

DER AKKU MUSS STÄNDIG GELADEN WERDEN, GENAU WIE BEI E-AUTOS.
Es gibt in der Branche bereits einen Begriff für diese Sorge: Reichweiten-Angst. Der Pendix-Akku unterstützt zum Beispiel über eine Strecke von bis zu 100 Kilometern, der große Akku sogar bis zu 160 Kilometer, das muss man erst einmal abradeln. Laut Zürcher Tagesanzeiger haben nur 4% der Schweizer einen Arbeitsweg von mehr als 50 Kilometer. Da reicht die Akku-Ladung locker. In der Branche stellen sich viele die Frage, ob diese Konkurrenz um die Reichweite nicht am Thema vorbeigeht. Ein Antrieb wird ja nicht besser, weil er länger durchhält. Für lange Strecken stellen die meisten Anbieter zudem Ersatzakkus zur Verfügung, wir natürlich auch. Es kann also gemütlich und lange geradelt werden.

NACHRÜSTSÄTZE PASSEN NICHT AN JEDES RAD.
Natürlich gibt es Nachrüstantriebe, die nur für bestimmte Velotypen geeignet sind. Das hängt vor allem davon ab, wo der Motor angebaut wird: am Tretlager, am Vorder- oder am Hinterrad. Die einzigartige, linksseitige Positionierung am Tretlager des Pendix erlaubt eine Montage an ca. 80% aller Velos. Vom Faltrad bis zum Mountainbike.

WENN ICH MIR EINEN NACHRÜSTSATZ ANBAUEN LASSE, VERLIERE ICH MEINEN GARANTIEANSPRUCH.
Die Mehrbelastung durch unseren Antrieb liegt in einem sehr kleinen Bereich, der weit von den Grenzwerten entfernt liegt, für die ein Fahrrad konzipiert wird. Im Klartext kann somit ein Garantiefall an einem hochwertigen Rad praktisch nicht durch unseren Antrieb verursacht werden. Geri Bugmann: „Um das Rad auf den notwendigen Zustand zu überprüfen, nutzen wir unsere aktuell 40 Fachhändler in der Schweiz und sichern somit die Qualität bei Umbau und späterer Nutzung bestmöglich ab. Die Anzahl der Partner in der Schweiz wächst stetig.“

Der Schweizer E-Bike-Pionier Flyer wird deutsch

Die von der Firma Biketec AG produzierte E-Bike-Marke Flyer ist der Pionier der erfolgreichen E-Bike-Vermarktung schlechthin. Ohne Flyer stünden wir heute mit den E-Bikes nicht da, wo wir uns heute befinden. Ein unheimlich beschwerlicher Weg war nötig, um E-Bikes marktfähig zu machen. Die Anfänge von Flyer waren von Enthusiasmus, Aufbruchstimmung, Finanz- und Ressourcenproblemen und einem Konkurs gekennzeichnet.

Um Erfolg zu haben, muss man erst scheitern.

Die Erfolgsstory
Nicht nur Migros-Gründer Gottlieb Duttweiler musste da durch, sondern auch Flyer. Entgegen der kleinkarierten Meinung der meisten Menschen in der Schweiz und Deutschland ist ein Konkurs offensichtlich nicht das Ende des beruflichen Lebens, sondern ein unternehmerischer Schicksalsschlag, aus dem starke Unternehmer lernen und es mit neuem Konzept künftig besser machen. Das ist Flyer unter der Leitung von Kurt Schär gelungen wie niemandem zuvor aus der (Schweizer) Bikebranche. Er hat aus Nichts und nach dem Konkurs von Flyer eine Erfolgsstory hingelegt, wie man sie nicht besser hätte erfinden können. Als reiner E-Bike-Hersteller war Flyer lange Zeit (über Jahre) unangetasteter Marktführer mit einer marktbeherrschenden Stellung. Als man in der Schweiz die neue E-Bike-Zukunft feierte, da wollte man in Deutschland und anderen europäischen Ländern noch nichts von E-Bikes wissen. Das richtige Konzept zum richtigen Zeitpunkt hatte den Durchbruch gebracht: E-Bikes im Look eines klassischen Damenvelos mit Motorenunterstützung und solide gebaut. Ab da an ging es endlich aufwärts und mit so einem Tempo, wie man es nicht vermutet hatte. Von ursprünglich ein paar Handvoll E-Bikes war man in der ersten Dekade dieses Jahrhunderts daran, im zweistelligen Tausenderbereich E-Bikes zu verkaufen. Nun war das Geschäft zum Erfolg geworden.

Der Absturz
Der Erfolg zog Nachahmer und Schmarotzer nach sich. Sehr bald wuchs die Anzahl Hersteller, die an diesem lukrativen Geschäft mit partizipieren wollten, indem sie die Idee kopierten. Das ist eine der Schwachstellen der heutigen Rechtssprechung. Geschäftsideen sind aktuell nicht schützbar. Der lange anhaltende Erfolg, der sich über Jahre hinzog, rief zum einen Neider und Konkurrenten auf den Plan, zum anderen hegte man sich zu sehr in Sicherheit, glaubte an einen endlosen Erfolg, ohne die Konzepte zu modernisieren. So alterte Flyer plötzlich und die neuen Marken brachten modernere Konzepte auf den Markt. Mit einem kritischen Testbericht der deutschen Stiftung Warentest kam es im wichtigen Absatzmarkt Deutschland (bis zu 50% des Absatzes mit Millionen-Umsatz) zu einem massiven Absatzeinbruch, den das Unternehmen beinahe das Rückgrat brach. Böse Zungen sprechen von einem abgekarteten Spiel der deutschen Fahrradindustrie und der Stiftung Warentest, um so den Schweizer Marktführer zu Fall zu bringen.

Die Rettung und der Umbruch
Die Folge musste Pionier Kurt Schär mit seinem Abgang bezahlen, die Göhner Stiftung fing das angeschlagene Unternehmen auf und setzte mit Simon Lehmann einen neuen CEO ein, der mit neuen Ideen das Programm modernisierte. Der einstige Marktführer verkam in den letzten Jahren zum Nischenplayer, der sich als Premium-Hersteller zu positionieren versuchte. Die Kommunikation mit dem einst offenen Unternehmen gestaltete sich schwierig und mühsam. Gerade in der Krise sollte man eigentlich gut kommunizieren, aber man schien es in den Kommunikationsabteilungen nicht zu schätzen, dass wir uns vom E-Bike Guide mitunter kritisch zu Flyer äusserten. Das ist eine Grundschwäche der Fahrradbranche und der Sportartikelbranche. Kritiker werden gerne ausgegrenzt, die Pressefreiheit ist ein demokratisches Gut, das in der Industrie gerne mit Füssen getreten wird. Das ist der Grund, weshalb man in Fachzeitschriften nie negative Bericht über Fahrräder findet. Solche Menschen will man dort nicht finden. Häufig sind natürlich die Produkte so gut, dass eine Kritik nicht gerechtfertigt oder möglich wäre, aber wenn man auch zu Recht hinterfragt oder kritisch berichtet, läuft man in der Fahrradbranche Gefahr, kalt gestellt zu werden. Mit ehrlicher, aber kritischer will man nichts zu tun haben. Was der Endverbraucher davon hat, ist egal.

Der Verkauf nach Deutschland
Nun geht das Unternehmen in die Hände der deutschen ZEG über, die ZEG Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft eG in Köln. Mit einem zitierten Gruppenumsatz von 1.2 Mrd. Euro und 670 Händlern kann die ZEG ganz anders arbeiten, bessere Einkaufskonditionen erarbeiten und das Marktwachstum sichern. Das Führungsteam will sich auch für den neuen Besitzer voll einsetzen: «Die ZEG wird uns als neuer strategischer Eigentümer sowohl bezüglich des Marktzugangs wie auch im Einkauf Vorteile verschaffen, die in der bisherigen Konstellation nicht erreichbar waren» sagt Andreas Kessler, CEO von Biketec. So geht ein Stücker Schweizer Erfolgs- und Fahrradgeschichte in die Hände Deutschlands über. An die Bedeutung früherer Jahre wird Flyer nie mehr anschliessen können, eingebunden in den Verbund diverser erfolgreicher Bikemarken von ZEG. Es ist zu befürchten, dass die Marke auch in der Schweiz an Bedeutung verlieren wird, sollte man nicht mit aller Macht die Schweizer Flagge hervorheben – das zieht bei den patriotischen Schweizer Konsumenten immer-, doch nun klebt die deutsche Flagge auf dem E-Bike aus der Schweiz. Wie werden die Kunden wohl darauf reagieren? Wir dürfen auf das nächste Kapitel gespannt sein.

Bugatti E-Bike 2017

Lange ist es her, da hat die deutsche Marke PG mit seinem Modell „Black Trail“ Furore gemacht. Es war etwa anno 2010, als PG das mit rund 100 Sachen schnellste und mit rund 60’000 Euro, damals rund CHF 77’000, auch teuerste E-Bike auf den Markt brachte. Verantwortlich für die Spitzenleistung war der Karbonaufbau des E-Bikes und der damals überdurchschnittlich starke Motor des damaligen Herstellers Clean Mobile. Wir hatten die Marke und ihre Modelle in unserer Buchausgabe 2012 noch vorgestellt. Bald darauf ging Clean Mobile Konkurs und auch PG tauchte lange ab, man hörte viele Jahre nichts mehr, die Kommunikation war eh nie die Beste.

Nun macht PG wieder von sich reden, nämlich als Hersteller des Bugatti E-Bikes „PG for Bugatti“. Das E-Bike wird mit einem Antrieb von Continental ausgestattet. Doch all den Jahren der Absenz weiss man nicht so richtig, ob man das Ganze glauben soll oder nicht. Die Idee ist für sich alleine genommen schon einmal der Hammer. Ob, wann und wie das Ganze real umgesetzt wird, warten wir einmal ab.

Continental verstärkt Marktauftritt als E-Bike-Motorenhersteller

Continental werden die meisten als Pneuhersteller kennen, doch der weltweit agierende Konzern tut schon lange vielmehr, als ausschliesslich Reifen zu produzieren. E-Biker werden ihre Freude daran haben, denn mit Continental ist ein weiterer starker Motorenhersteller im Markt, der den anderen grossen Motorenbauern Paroli bieten kann. Ab 2017 verstärkt Continental die Präsenz auf dem Schweizer Markt. Die Firma TST vertritt Continental ab 2017 im Bereich E-Bike und Antriebe, was Lieferzeiten verkürzen dürfte und den Service für die Händler verbessern. Wer mehr über die E-Bike-Welt von Continental wissen möchte, hier zwei Homepages: http://www.conti-ebike-system.com und http://www.conti-drive-system.com.

Continental verstärkt Marktauftritt als E-Bike-Motorenhersteller

BESV: Tolle Konzepte, doch bei der Lieferung happerte es bisher

Letztes Jahr um diese Zeit haben wir das Modell LX1 der taiwanesischen Marke BESV, die von der Firma Ontek AG in die Schweiz importiert wird, vorgestellt. Im Verlaufe des Jahres kamen uns Beschwerden zu Ohren, dass die E-Bikes gar nicht geliefert wurden. De facto waren für den Europäischen Raum viel zu wenige Modelle auf Vorrat produziert worden und der Schweizer Importeur musste schauen, wo er bleibt. In der Folge waren Kunden über die Lieferschwierigkeiten verärgert. Nun waren wir an der Eurobike Messe im Herbst, durften dort das neue Modell TRB1 bestaunen, doch aus Taiwan hören wir keinen Ton, ob und wann die Modelle geliefert werden. Der Schweizer Importeur schreibt uns nun auf unsere Anfrage, dass die Verfügbarkeit der bisherigen Modelle für 2017 gewährleistet und das Modell TRB1 ab Ende Juni im Ontek Store zu kaufen sei. Wir sind gespannt, wie es 2017 ablaufen wird.